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Future Public Media

Öffentliche Medienhäuser neu denken

Future Public Media

Future Public Media

Wie sieht die Zukunft von öffentlichem Radio und Fernsehen aus? Ein Manifest.

Öffentlich-rechtliche Rundfunk-Medien stehen vor grossen Umbrüchen. Sie entstanden vor über einem halben Jahrhundert mit dem Anspruch, sämtliche Bevölkerungsgruppen mit einem linearen Vollprogramm erreichen zu können. Doch in der heutigen Zeit sind die meisten öffentlich-rechtlichen Medienhäuser zu einem Anachronismus geworden. Sicherheit und Qualität bilden das Fundament und historisch gewachsene Strukturen die Säulen solcher Medienunternehmen. Diese und zahlreiche weitere Faktoren in öffentlich-rechtlichen Medienhäusern verhindern schnelle Entscheide und laufende Anpassungen an eine komplexe, technologiegeprägte Welt.

Suche nach künftiger Legitimität

Ein breiter Informationszugang, Möglichkeiten zur freien Meinungsbildung und Angebote zum kulturellen Zusammenhalt bilden hingegen den Auftrag und das Dach dieser gesellschaftlich relevanten Institutionen. Mehr denn je sind öffentlich-rechtliche Medienhäuser darauf angewiesen, sich der digitalen Realität anzupassen, um auch in Zukunft ihre Legitimität sicherstellen zu können.

Über futurepublic.media

futurepublic.media setzt sich mit aktuellen Herausforderungen von öffentlich-rechtlichen Medienhäusern auseinander, liefert Lösungsansätze in Form eines Manifests und soll dadurch eine zukunftsgerichtete Debatte ermöglichen. Umso mehr interessiert Ihre Meinung – hier gehts zur Diskussion.

Konrad Weber

Hinter der Plattform futurepublic.media steht Konrad Weber, Journalist und Digitalstratege bei Schweizer Radio und Fernsehen. Er hat die vorliegende Plattform mit Unterstützung von zahlreichen Mitdenkerinnen und Mitdenkern im Rahmen seines Masterstudiums in Digital Management bei Hyper Island realisiert.

Herausforderungen

Zunehmende Geschwindigkeit der digitalen Entwicklung

22 Jahre dauerte es, um mit der Fernseh-Technologie 50 Mio. Menschen auf der ganzen Welt zu erreichen. Bei der Spiel-App Pokémon Go dauerte dies gerade mal 19 Tage. Dieser Unterschied zeigt plakativ, wie sehr sich die Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts verändert und damit die Unsicherheit über die künftigen Entwicklungen zugenommen hat. Kurzfristig werden die technologischen Entwicklungen überschätzt, langfristig allerdings unterschätzt.

Abnahme der linearen Nutzung

Etwas weniger schnell als die technologische Entwicklung, aber mit ähnlicher Konstanz, haben sämtliche öffentlich-rechtlichen Medienhäuser mit einer Abnahme der linearen Nutzung zu kämpfen. Das klassische Konzept, zu einem bestimmten Zeitpunkt einen vorgegebenen Inhalt zu nutzen, hat sich überholt. Damit einhergehend wächst die Herausforderung für diese Medienhäuser, mit non-linearen Distributionswegen signifikante Reichweiten aufzubauen.

Fehlende Antwort auf Generationenwandel

Die beinahe grössere Herausforderung als die Abnahme der linearen Nutzung stellt der Generationenwandel und damit eine deutliche Veränderung in der Mediennutzung dar. Fernseh- aber auch die meisten Radiosender in Deutschland, Österreich und der Schweiz weisen einen Altersdurchschnitt von über 60 Jahren aus. Hat man sich einmal vom linearen Konzept verabschiedet, werden diese veränderten Nutzungsroutinen auch mit zunehmendem Alter bestehen bleiben.

Kein digitales Image

Verstaubt, (zu) seriös und wenig innovativ – so werden viele öffentlich-rechtliche Fernseh- und Radiostationen vom Publikum wahrgenommen. Dass die meisten dieser Häuser digitale Angebote bereitstellen und zum Teil auch Neues ausprobieren, wird dem bestehenden Image nicht hoch angerechnet. Aus diesem Grund versuchen einige Medienhäuser abseits ihres Kernangebotes neue digitale Marken aufzubauen, um für ein jüngeres Publikum wieder attraktiver zu werden. Diese Bemühungen zahlen allerdings oft nur marginal auf die Dachmarke ein.

Qualität und Sicherheit als Innovationshemmnis

Mit strengen publizistischen Vorgaben und etablierten Prozessen haben öffentlich-rechtliche Medienhäuser Qualität und Sicherheit über Jahre aufgebaut und entwickelt. Während sich diese Faktoren im publizistischen Bereich immer mehr zum Alleinstellungsmerkmal mausern, hemmen sie zugleich die agile und innovative Weiterentwicklung des bestehenden Angebots. Um mit der rasanten technologischen Entwicklung mithalten zu können, müssten sich auch diese Faktoren wandeln können, ohne dabei ihre Herkunft zu verleugnen.

Unterschiedlicher Wissensstand, fehlende strategische Ziele

Als wertvollste und auch teuerste Ressource eines Medienunternehmens gelten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In einer digitalen Transformationsphase sollten diese umso mehr im Fokus der Aufmerksamkeit sein, sei es durch ausgebaute Ausbildungsangebote, transparente Kommunikation im Change-Prozess und klare Zielvorgaben. Aufgrund von zum Teil widersprüchlichen politischen Aufträgen und dem Anspruch, nachwievor sämtliche Bevölkerungsschichten mit einem Vollprogramm abdecken zu wollen, sind strategische Ziele in öffentlich-rechtlichen Medienhäusern oft unklar und erschweren es dem einzelnen Mitarbeiter, mit seiner Arbeit auf diese Unternehmensziele einzuzahlen.

Die Anzahl der internen und externen Herausforderungen für öffentlich-rechtliche Medienhäuser ist gross und die Marktsituation komplex. Veränderungen in der Mediennutzung, ein fehlendes digitales Image und technologische Schulden bei der Entwicklung neuer Produkte und Angebote sind die wichtigsten und langfristigsten Herausforderungen, die dringend angegangen werden müssten.

Jetzt die Chance ergreifen

Jay Rosen, Journalismus-Professor an der New York University

Es ist an der Zeit, auf den verbleibenden Chancen und Möglichkeiten aufzubauen und den dringend notwendigen Wandel in den jeweiligen Unternehmen einzuleiten.

Oder wie Journalismus-Professor Jay Rosen es zusammenfasst: «Öffentlich-rechtliche Medien müssen endlich lernen, genauso gut zuhören wie senden zu können.»

Aus diesem Grund hat der Autor, Konrad Weber, zusammen mit Branchenexpertinnen, Medienschaffenden und Nutzern ein Manifest bestehend aus 15 Punkten zum Zweck, der Funktion und Organisation von öffentlich-rechtlichen Medien in einem digitalen Zeitalter entwickelt.

Manifest

Wir als öffentlich-rechtliche Medien

  1. fördern die demokratische Meinungsbildung und die kulturelle Vielfalt und erfüllen so unseren verfassungsmässigen Auftrag.
  2. sind uns der Verantwortung bewusst, die uns durch die öffentliche Finanzierung zukommt und sorgen für grösstmögliche Effektivität.
  3. lassen uns bei der Themensetzung vom öffentlichen Interesse leiten und können / müssen Themen bearbeiten, die in den privaten Medien zu kurz kommen.
  4. stehen für zuverlässigen, fairen und ausgewogenen Journalismus und richten unser Tun auf Impact und nicht auf Reichweite aus.
  5. verstehen unser Angebot als Dienst an der Gesellschaft und unsere Produkte als Allgemeingut und erfüllen damit eine andere Aufgabe als private Verleger.
  6. nehmen bei der Wahl der Vertriebskanäle unser breites Publikum und die unterschiedlichen und sich verändernden Bedürfnisse ernst und sorgen so für eine hohe Bindung an die Marke.
  7. suchen laufend nach neuen Wegen, um möglichst viele Menschen zu erreichen und nehmen so unsere Aufgabe wahr, für eine breite Öffentlichkeit da zu sein.
  8. beziehen unser Publikum aktiv ein und nutzen die Möglichkeiten, die eine Teilhabe mit sich bringt.
  9. verstehen Verbesserung als Prozess, der nie fertig ist und können so den Wert unserer Angebote und Produkte kontinuierlich steigern.
  10. messen und hinterfragen bestehende Angebote und Produkte quantitativ und qualitativ und stellen so sicher, dass Defizite so schnell wie möglich entdeckt und behoben werden.
  11. sind transparent, machen die Messgrössen sowie daraus abgeleiteten Erkenntnisse öffentlich und machen Entscheidungen nachvollziehbar.
  12. nutzen technologische Entwicklungen in der Produktion und im Vertrieb und schöpfen so das technologische Potenzial aus, das die Kosten senken und die Qualität verbessern kann.
  13. treiben die technologische Entwicklung in der Medienbranche selber aktiv voran und leisten so einen eigenen Beitrag zur besseren Versorgung der Bevölkerung mit Medieninhalten.
  14. sorgen für geeignete Organisationsformen und Prozesse und garantieren damit, dass Ressourcen so effizient wie möglich eingesetzt werden, sowie einen transparenten Informationsfluss innerhalb und ausserhalb der Organisation und legen damit die Grundlage dafür, dass informierte Entscheidungen gefällt und vermittelt werden können.
  15. wissen, dass Medien nur so gut sein können wie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sorgen deshalb für geeignete Bedingungen, damit wir ein attraktiver Arbeitgeber sind.
by-sa

Manifest als PDF-Datei herunterladen.

Ihre Arbeitskolleg/innen könnten sich auch für dieses Manifest interessieren. Teilen Sie es mit ihnen.

Mitdenkerinnen und Mitdenker

  • Wolfgang Blau, President von Condé Nast International.
  • Marcus Bösch, Mitgründer des AR/VR-Studios @vragments.
  • Daniel Bröckerhoff, Moderator von ZDF @heuteplus.
  • Philip Bromwell, News-Videojournalist beim Irischen Fernsehen RTÉ.
  • Leonhard Dobusch, Professor für Organisation an der Universität von Innsbruck.
  • Martin Fehrensen, Gründer und Herausgeber des Social Media Watchblogs.
  • Daniel Fiene, Digitalstratege bei der Rheinischen Post, Moderator beim Deutschlandfunk.
  • Sarah Genner, Wissenschafterin für Digitale Medien und Digitale Transformation.
  • Richard Gutjahr, freier Journalist, ARD-Moderator.
  • Tim Herbig, Autor und Redner zu lateraler Führung und Agilität.
  • Martin Hoffmann, Onlinejournalist und Startup-Gründer.
  • Mirette Kangas, Gründer des Lean-Agile Accelerator beim Finnischen YLE.
  • Thilo Kasper, Ressortleiter Video bei ZEIT Online, früher Creative Producer bei Funk.
  • Alexander Knetig, Head of Digital bei Arte.
  • Joël Krapf, Personal- und Organisationsentwickler bei der Schweizerischen Post.
  • Scott Lamb, Head of International Growth bei BuzzFeed.
  • Lorenz Lorenz-Meyer, Professor an der Universität für Angewandte Wissenschaften Darmstadt.
  • Marco Maas, Datenjournalist, Gründer und Geschäftsführer von OpenDataCity.
  • Anne-Paule Martin, Head of Digital bei RTS.
  • Philipp Meier, Community Developer bei swissinfo.ch.
  • Alex Nieschwietz, Projektmanager Digital Change beim WDR.
  • Julia Rehkopf, Journalistin bei Funk.
  • Karsten Schmehl, Reporter bei Buzzfeed Deutschland.
  • Nadja Schnetzler, Gründerin und Coach für Unternehmenskultur bei Word-and-Deed.
  • Alexandra Stark, Studienleiterin an der Journalistenschule maz.
  • Damien Van Achter, Mitgründer von Pilote.Media, früher Journalist bei RTBF.
  • Dani Woytewicz, Formatentwicklerin und Projektleiterin bei WDR/Funk.
  • Anita Zielina, früher Chief Product Officer bei der Neuen Zürcher Zeitung.

Ihre Meinung interessiert. Was halten Sie von diesen Vorschlägen? Hier gehts zur Diskussion.

Quellen

Abbott, S.: Rethinking Public Service Broadcasting’s Place in International Media Development
Bardoel, J.: Reinventing public service broadcasting in Europe: Prospects, promises and problems
BBC: Building public value – Renewing the BBC for a digital world
Danish Public Service Broadcasting in transition: From monopoly to a digital media environment – a shift in paradigm
DR Audience Research: Media Development 2017
EBU: Perfect Storm – The multiple Challenges facing Public Service News and why tackling them is vital for Democracy
Knight Foundation: Public Broadcasting – Its Past and its Future
NRK: Norwegian Broadcasting Corporation – Corporate Strategy 2018-2023
Ofcom: Public Service Broadcasting in the Digital Age
Tambini, D.: Problems and solutions for public service broadcasting: reflections on a 56 country study
Tobias, B.: Forever old? Why TV news is losing younger viewers, and what can be done about it
YLE: Going where no-one has gone before
ZDF: Strategie und Prozessmanagement

Kontaktieren Sie den Autor

💌 info [at] konradweber.ch
🐦 @konradweber
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